Mittwoch, 14. Juli - Sonntag, 18. Juli in Lilleshall

LG + LS gegen England

„How to travel with Kranich-Airlines“ oder „Wenn einer eine Reise tut"

Wir schreiben den 14. Juli 2010, der deutsche Damenhockey-C-Kader ist wieder einmal on Tour. Und das zum dritten Mal in diesem Jahr auf die britischen Inseln. Nach den Trips nach Irland und Schottland im Frühjahr sollte es nun zur letzten Vorbereitungsmaßnahme auf die EM (in Lille Ende Juli) nach England gehen.

Es sei vorweg genommen: ein kontrolliertes, zügiges Handling mit den Unterlagen e-Ticket, Boarding-Pass, Excess Baggage Ticket 1 und 2, Permission to Pass und dem Reisepass/Personalausweis sollte auf jeden Fall beherrscht werden. Dazu aber später mehr. Das grundsätzliche Prozedere war klar: Kleingruppentreffen in  Hamburg, Bremen, Berlin und Düsseldorf, Zubringerflüge nach Frankfurt, wo dann die Gruppe „Rüsselsheim-Mannheim“ den Tross – nahezu – komplettieren sollte. Heli – per Direktflug aus Paris – sollte in Birmingham am Flughafen zu uns stoßen. Sollte, sollte, sollte …

Wie immer war es aufregend, mit welchen mehr oder minder neuen Anmerkungen die netten Check-in-Spezialisten der deutschen Vorzeigeairline beim Gruppen-Check-in aufwarten würden. Als völlig neu einzuordnen ist jedoch, dass man nach etwa 20-minütigem Warten endlich vorne am Schalter angekommen mit dem Hinweis „es sei nun eine angemeldete Gruppe eingetroffen“ gebeten wird, sich doch noch einmal „etwas zu gedulden“. Diese Aussage bekommt doppelt schwerwiegende Bedeutung, wenn – erstens – die Deadline zum Check-in noch gute fünf Minuten beträgt und – zweitens – die angemeldete Reisegruppe justament um die Ecke kommt: angeführt von einer Seniorasiatin, die – wie die Fremdenführer in Venedig – einen auffällig roten „Gruppenleiter-Stock“ gen Himmel reckt, folgen geschätzt weitere 30 Bewohner aus dem Land der aufgehenden Sonne. Und alle ausgestattet mit Koffern, die Ausmaße hatten, dass weitere Mitreisende locker darin hätten Platz finden können.

Nachdem die zuvor mit der Bemerkung „das sind 45 kg Übergepäck, das macht 450 Euro“ sehr zuvorkommend abgefertigte Tischtennis-Mannschaft nebst Teammanagerin den Counter geräumt hatte, konnte der jung-dynamischen Lufthansamitarbeiterin der Ernst der Lage erklärt werden, woraufhin sie sich entschied, trotz der inzwischen nur noch etwa 3 verbleibenden Minuten bis zur Deadline unter dem guten Zureden der Hockeyreisegruppe den enormen Ehrgeiz zu entwickeln, uns doch noch alle auf den Flieger zu bekommen. Nach kurzer Zeit war es dann geschafft. Die check-in-routinierte Reisegruppe wurde mit den Worten „10kg Übergepäck, das macht 100 Euro“ verabschiedet. Denn zu einem war die Check-in-Beamtin im blau-gelben Betriebskostüm nun beim besten Willen nicht mehr zu bewegen: im der Gruppenbuchung angehängten Schreiben auf Seite 8 nachzulesen, dass wir 30 kg Freigepäck pro Person mit auf den Flug nach Birmingham hätten nehmen dürfen. Na ja. Eine Diskussion war müßig und die Zeit knapp.

So machte sich Interimsreiseleiter Schmidt-Busse mit seiner Kreditkarte und dem entsprechenden Begleitzettel auf den Weg zum Counter für Übergepäck, um dort sein Ticket – nach Zahlung der 100,- € – in Empfang zu nehmen, während Wunderheiler Det, sowie die Athletinnen Katrin, Tonja, Lila, Elena, Lotje, Laura und Eva schon mal Kurs auf Gate B31 nahmen.

Und nun beginnt der Teil der Geschichte, der den Titel „Warteschleife“ tragen könnte. Angekommen auf der Empore des Terminal 1B hieß es Wartemarke ziehen und in der Schlange an Schalter 11 und 12 einordnen. Gefühlte 10 Minuten später – man Bedenke: inzwischen noch etwa 25 Minuten bis zum geplanten Abflug – ging´s dann voran. Nach kurzem „Abkassieren“ wurde ich mit den Worten verabschiedet: „Gate B31, 12:35 Uhr Abflug, ich drücke Ihnen die Daumen, rennen Sie so schnell Sie können, drängeln Sie, wo Sie können. Viel Glück.“ Gehört und losgerannt. Leider hatte die nette Dame – das stellte sich am Anfang bzw. Ende (das ist Ansichtssache)  der nächsten Warteschlange heraus –  nicht nur vergessen, mir den Boarding Pass auszuhändigen, sondern auch noch in der Permission to pass nicht nur den linken Teil sondern auch den rechten Abschnitt, den der nette Inder an der Kontrolle von mir haben wollte, auszufüllen. Da es sich hierbei nur auf die Angabe des Namen des Fluggastes, die Flugnummer und das Gate beschränkte, konnte Herr Kontrolletti davon überzeugt werden, dass diese Daten auch vor Ort eigenhändig eingetragen werden können und ein weiterer Lauf zurück zu der netten Dame auf der Empore wohl überflüssig ist. Das Fehlen des Boarding Passes übersah er geflissentlich mit einem indischen Augenzwinkern. Vielleicht war´s ja ein Hockeyinder.

Hockeyinder hin oder her: Inzwischen waren es noch knapp 15 Minuten bis zum Abflug und die Hürden Sicherheitscheck und Passkontrolle waren noch nicht genommen. Über die Teammanagerin erreichte mich die Information „Ich habe den Flieger gestoppt“. Alleine die bildliche Vorstellung dieses Ereignisses zauberte mir in dieser sonst eher stressigen Situation ein Lächeln ins Gesicht – oder zumindest musste ich innerlich grinsen. Aber keine Zeit für allzu große Freudenexzesse: Die nächste Warteschlange wartete bereits: Die Röntgen- und Radarstrahlenfraktion hatte bereits die Linsen geschärft, um unerlaubte Hieb- und Stichwaffen, gefährliche Kabelwirrwarrs bzw. Hightechansammlungen oder Flüssigkeiten aufzuspüren.

Die kurzfristige Freude, vom Einweiser doch tatsächlich an die kürzeste Warteschlange geschickt worden zu sein, schlug abrupt in blankes Entsetzen um: die Familie (Vater, Mutter und zwei Kinder) vor mir hatte es doch tatsächlich geschafft, in jedem der fünf Handgepäckstücke irgendein unerlaubtes Reiseutensil eingepackt zu haben. Da für das Daraufhinweisen, das Auspacken und die „Endkontrolle“ derselbe Sicherheitsexperte zuständig war wie für das Beobachten des Screeningmonitors, stand das Band eine Weilchen still. Die Uhr, die glücklicher Weise genau über diesem Band hing, bekam in meinem Bewusstsein die Ausmaße der Uhr von Big Ben und das Ticken des Sekundenzeigers eher ein lautes Schlagen.

Es waren noch knapp 10 Minuten bis zum Abflug. Ein Klingeln riss mich aus diesem Trancezustand. Mein Handy. Ein reflexartiger Griff an die rechte Hosentasche ging ins Leere. Ach ja, das Telefon liegt ja noch im Röntgenschlauch. Als wäre dies auch der Weckruf für den Chiefcommanding Securityofficer gewesen, ging's nun endlich mit der Kontrolle weiter. Ein kurzes Zittern, ob meine Tasche auch auf das Band für die Extrakontrolle gezogen werden würde und große Erleichterung, als alles glatt durchging, prägten die nächsten Minuten. Schon wieder das Klingeln, genau als die Box mit den Einzelteilen bei mir ankam. Die Managerin. Ja, ich bin durch den Sicherheitscheck, ja, ich beeile mich. Keine Zeit für Telefonate. Und losgerannt.

Ein kurzer Antritt, der aber schon nach etwa 50 Meter ein jähes Ende fand: Passportkontrolle. Also Unterlagen sortiert, wo ist der Perso? Gefunden. Allerdings wäre es gar nicht so eilig gewesen, denn – ihr ahnt es schon – der Passkontrolleur, der für meine Warteschlange verantwortlich zeichnete, war von deutscher Gründlichkeit geradezu geprügelt. Da gab's nur eine Lösung: alle Schlangen gut beobachtet und einen schnellen Wechsel durchführen. Volltreffer! Zwei Schlangen weiter ging's richtig flott, und das hat mir nach groben Schätzungen eine Minute gebracht. Da ich inzwischen drei Minuten über die Zeit war, war die Minute Gold wert. Nettes Lächeln aufgesetzt, sich zum x-ten Mal eine gute Reise wünschen lassen und ab durch die Passkontrolle, und – man glaubt es kaum – Gate B31 war doch tatsächlich eines der ersten Gates hinter dem Check. Eine lächelnde Teammanagerin und zwei Kranichmitarbeiterinnen nahmen mich in Empfang: Den Boarding Pass bitte. Boarding Pass?! Ich hatte ja „nur“ das e-Ticket, das Excess Baggage Ticket 1 und 2 sowie die Permission to Pass und meinen Personalausweis.

Den Boarding Pass hatte mir auch auf meinen Stationen seit der ´Permission-to-pass-Kontrolle´ durch den Hockey- (oder Nichthockey-) Inder keiner zugesteckt. Das war aber dann auf einmal gar kein Problem mehr. Kurzerhand wurde mir am Gate ein Boarding Pass ausgestellt, und ab ging's mit dem Bus (gefühlt waren wir schon über den Ärmelkanal weg) zum Flieger, der schon sehnsüchtigst wartete. Auf dem Weg dahin die erste Gepäckmeldung für diesen Tag: Helis Schlägertasche hatte Charles de Gaulle nicht verlassen. Aber was soll's: Ein bisschen Schwund ist immer. An Bord ein herzliches Willkommen, und ab ging's Richtung Insel.

Apopros ein bisschen Schwund..: Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: ruhiger Flug, Gepäckstücke von Willig und Schmidt-Busse durften diesen nicht miterleben und wurden mit der nächsten Maschine nachgeschickt, Bustransfer zur Accomodation auf dem Campus des Lilleshall National Sport Centre, kleiner Snack, erstes Training, Wetter: very british, Abendessen: very, very british, Besprechung mit dem Team, Staffmeeting und ab in Bett. Jetzt ist's halb zwei MEZ. Morgen dann mehr. Gute Nacht.

 
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Spieltermine Deutschland
Donnerstag, 15.07.2010 - 16:00
    » ENG - GER   2:2 (0:0)
Freitag, 16.07.2010 - 16:00
    » ENG - GER   2:3 (1:0)
Samstag, 17.07.2010 - 19:00
    » ENG - GER   3:3 (1:1)

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